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Laila Majid: den Körper in den Mittelpunkt

Eine Nahaufnahme der menschlichen Haut.

Laila Majids Arbeit Rosie aus dem Jahr 2019 ist in der Gruppenausstellung NUDE im Fotografiska Berlin zu sehen. Lies unser Interview mit der Künstlerin, in der sie im Interview mit Autor Ravi Gosh über das Erotische, die Beziehung zwischen Körpern und Objekten spricht. Außerdem gespricht Majid, wie sie sich in Bezug auf die Vielfalt der Kontexte fühlt, in denen ihre Arbeit präsentiert wird.

Laila Majid ist eine Künstlerin der Beobachtung. Sie macht sich Gedanken über die Welt, die uns umgibt, und arbeitet eben diese Details in ihren Fotografien und Skulpturen heraus. Sie überlegt, warum künstliche Objekte bestimmte Bedeutungen haben oder welche emotionalen Strömungen hinter scheinbar leeren Prozessen stecken. Oft nutzt sie die Fotografie, um die erotischen Assoziationen von Alltagsgegenständen zu enthüllen: vom Ledersessel bis zum Badezimmerspiegel. Dabei sucht sie nach dem emotionalen Potenzial menschlicher und nicht-menschlicher Formen.

Majid wurde in Abu Dhabi geboren und studierte Kunst am Central Saint Martins und am Chelsea College of Art. Anschließend erwarb sie einen Master-Abschluss in Bildender Kunst an der Slade Akademie und einen weiteren Master in Filmästhetik in Oxford. Schon früh in ihrer Karriere arbeitete sie mit bewegten Bildern, Video, Klanglandschaften und Fotografie. Ihre Zusammenarbeit mit Louis Blue Newby aus dem Jahr 2022, not yet, nutzte manipulierte Bilder und Animationen, um die Welt der Sumpfkreaturen zu erforschen, während ihre jüngsten Fotografien und Skulpturen sich erneut mit Kletterformen und Fitnessgeräten befassen.

Majids Arbeit Rosie aus dem Jahr 2019 ist in unserer Ausstellung NUDE zu sehen. Das Foto zeigt den Abdruck eines Sneakers auf der Wade eines Freundes, den Majid anschließend digital rekonfigurierte, um die Hauttextur genauer zu hervorzuheben. Seit der Entstehung des Bildeshatte sie Einzelausstellungen in London bei Sherbet Green & Harlesden High Street und Rose Easton, wo ihre Arbeit zunehmend skulpturaler wurde und mit Installationen, Licht und fotografischem Material spielte. Majid recherchiert derzeit in ihrem Studio im Osten Londons für neue Arbeiten – und freut sich auf die Erkenntnisse, die sie aus der dritten internationalen Auflage von NUDE ziehen kann.

Wie hat sich deine künstlerische Praxis seit Rosie entwickelt?

Das Originalfoto habe ich mit meinem iPhone aufgenommen. Mich interessierte, wie die verschiedenen Objekte, die wir benutzen – und die Dinge, mit denen wir interagieren – einen Weg finden, sich auf der Oberfläche des Körpers zu hinterlassen. Die spezielle Duoton-Technik wurde von großformatigen Werbespots, Magazinshootings und Bildern an den Seiten von Bussen inspiriert. Sie wurde zu einer Möglichkeit, die Oberfläche des Bildes in großem Maßstab zu rekonfigurieren. Und sie regt nachzudenken an. Darüber, wie ein massenproduziertes Objekt seine Spuren auf der Oberfläche des Körpers hinterlassen hat.

Rosie war eine der ersten Arbeiten, die ich im Rahmen meines MA-Studiums an der Slade University zeigte. Ich habe das Gefühl, dass ich seither etwas Abstand davon genommen habe; mein Leben hat sich weiterentwickelt. Mir ist klar geworden, dass mein eigentliches Interesse darin besteht, darüber nachzudenken, wie Objekte und unbelebte Dinge Spuren von Körpern oder verschiedenen körperlichen Aktivitäten in sich tragen – ich habe also das, was mich interessiert, nochmal umgedreht und von der anderen Seite betrachtet.

Kannst du uns diese Umkehrung erklären? Der Wechsel von der Fokussierung auf Körper hin zu den Objekten selbst.

Bei Rosie hatte ich das Gefühl, dass sich alles an der Oberfläche abspielt. In letzter Zeit habe ich versucht, mehr darüber nachzudenken, wie interessant die Selbstverständlichkeit von Gesten ist. Die Subtilität einer Geste kann mehr Raum lassen, um andere Dinge herauszufinden – diese Momente des Engagements und der Spekulation durch das Betrachten. Die Verschiebung vom Expliziten zum Impliziten hat sich in den letzten Jahren allmählich vollzogen.

Meine Arbeiten, die die Dusche oder die Armlehne eines Autos zeigen, sind Fragmente des Alltäglichen. Sie eröffnen diese Art des Denkens über das Begehren, das mit gewöhnlichen Erfahrungen verbunden ist, indem sie zufällige Objekte oder Räume verwenden, die uns allen vertraut sind. Je mehr man sich diese Dinge ansieht, desto weniger vertraut werden sie. Sie haben das Potenzial, pornografisch zu sein oder von Sinnlichkeit und Begehren durchdrungen zu sein. Es war mir wichtig, Dinge zu fotografieren, die ganz normal oder banal sind. Dieser alltägliche Aspekt ist notwendig, damit sich die Arbeit in Richtung einer sinnlicheren und erotischeren Sprache entwickeln kann.

Welche Rolle spielen die Materialien bei dieser Evokation des Erotischen? Du hastzum Beispiel mit Latex, Seife und Leder gearbeitet.

Latex ist wichtig, weil es bei Kleidung und Fetischkleidung eine Rolle spielt. Es geht um diese künstliche Haut, die sich an die tatsächliche Haut anschmiegt. Die Verwendung von Materialien, die mit dieser erotischen Andeutung spielen, ist für mich interessanter als die eigentliche Haut. Das ist eine große Veränderung gegenüber Rosie, bei der es um die reine Haut ging. Latex, Silikon, Autositze, Badezimmerspiegel: Sie alle haben diesen direkten Bezug zum Körper und zur Haut, aber es ergibt auch eine leichte Trennung und synthetische Qualität.

A series of three photos featuring a feet and random objects.
Things to Come,2023, Installation view. Courtesy of the artist and Sherbet Green, London Photo: Damian Griffiths.

Und wie haben diese Ideen die Entwicklung deiner bildhauerischen Arbeit beeinflusst?

Ich mag es, auf eine Art zu arbeiten, die teils Bild und teils Skulptur ist. Meine Skulpturen sind vielleicht abstrakter als meine Fotografien, aber sie stehen immer in Beziehung zueinander. Wenn man sich das Bild einer Autoarmlehne ansieht, befindet man sich in einer sehr realen Umgebung. Das mit der eher subjektiven Form der Skulptur in Verbindung zu bringen, ist sehr interessant. Berührung ist wirklich wichtig. Sie kann auf viele verschiedene Arten erfolgen: auf der Oberfläche, einem Bild oder einer Skulptur. Die Idee des Kontakts prägt die verschiedenen Materialien, die ich verwende.

In meiner Ausstellung Things to Come bei Sherbet Green waren die Skulpturen Abgüsse von Klettergriffen. Ich habe sie gekauft, weil ich über Objekte mit ergonomischen und funktionalen Eigenschaften nachgedacht habe. Beim Klettern in der Halle entsteht eine besondere Dynamik: entweder man steht auf der Matte und schaut jemand anderem zu oder man klettert selbst. Ich interessierte mich für diese Momente des Zuschauens und den Gemeinschaftsgeist, der in diesen Räumen aufkommt. Klettern hat auch diesen erotischen Aspekt – genau wie Fitnessstudios. 

Ich habe die Skulpturen in Seife gegossen, was ihre Funktionalität aufhebt, aber etwas anderes eröffnet. Die ursprüngliche Form hat eine direkte Beziehung zum Körper, aber die Seife ist klebrig – etwas, das schmilzt, aber auch dazu gedacht ist, vom Körper benutzt zu werden. Die Farben sind von den Pastellfarben der Imperial Leather Seife inspiriert. Diese Farben sind sehr körperbetont: Pisse und Hautrötung

Die großen gebogenen Skulpturen in Things to Come waren etwas größer als mein Körper. Ich denke jetzt darüber nach, wie ich den Maßstab meiner skulpturalen Arbeiten vergrößern kann, vielleicht in Bezug auf den Aufbau einer Umgebung innerhalb eines Raums. Ich habe in letzter Zeit auch viel mit Licht gearbeitet und würde gerne mehr lichtbasierte Werke schaffen. 

Wie verhalten sich diese Größenvorstellungen zu deinen fotografischen Arbeiten?

Während der Entstehung von Rosie habe ich über den Maßstab von Werbung und großformatigen Displays nachgedacht. Wenn Bilder einen solchen Maßstab haben, ist man gezwungen, ganz nah an sie heranzugehen – und dann einen Schritt zurückzutreten. Mich interessierte diese Intimität, wirklich nah an etwas heranzugehen. Auch dieses Bild wurde durch seinen Maßstab verzerrt. 

Aber bei den Arbeiten in Wipe Clean oder Things to Come wollte ich, dass die Bilder näher an der Größe des Körpers sind. Durch die kleinere, subtilere Größe wird die Auseinandersetzung viel intimer. Mir gefällt der Gedanke, dass man etwas ziemlich Pornografischem sehr nahekommt. Bilder der Begierde – wie Pornografie – sind immer auf die Größe des Körpers zugeschnitten, weil sie in Magazinen erscheinen.

A monochrome image of a black fabric, showcasing its texture and contrast.
bodyline 01,2022. Inkjet print on canson photo lustre, kappa mount board, chrome aluminium and obeche frame. Courtesy of the artist and Rose Easton, London. Photo: Theo Christelis.

Was hat das mit NUDE zu tun – und damit, dass es neben “traditionelleren” Bildern des Körpers gezeigt wird?

Ich habe noch nie in einer foto-spezifischen Ausstellung teilgenommen, das ist schon ein interessanter Aspekt für mich. Ich interessiere mich sehr für die verschiedenen Kontexte, in denen meine Arbeit gezeigt wird – wie sie im Verhältnis zu dem gelesen wird, was um sie herum geschieht, insbesondere neben Arbeiten von Alix Marie, Evelyn Bencicova und Momo Okabe. Interessante Dinge passieren, wenn man diese verschiedenen Körperdarstellungen hat – diese visuellen Sprachen, die sich aneinander reiben.

Ravi Ghosh arbeitet in London als Journalist und Kritiker. Er ist der Deputy Editor des British Journal of Photography.

Lektorat und Übersetzung: Caroline Whiteley